DIE SELIGSPRECHUNG

DIE EXHUMIERUNG DER RELIQUIEN DES SELIGEN PATERS JAN BEYZYM

Pater Czeslaw Drazek SJ (1934-2009) hat zum glücklichen Ende Positio Causae geführt. In Vatikan wurden die anderen notwendigen Seligsprechung Verfahren beendet. Wir haben um das Wunder gebetet das die Heiligkeit des Apostels der Leprakranken und den lebhaften Kultus bestätigen wurde. Die Seligsprechung ist realer und näher geworden. Die Anfuhr der Reliquien aus Madagaskar ist nur geblieben. Weil ich damals der Vorgesetzte der südlichen Provinz der Gesellschaft Jesu war, bin ich zur Exhumierungsfeier von Pater Beyzym gefahren, die am 8. Dezember 1993 stattgefunden hat. Ich bin mit dem damaligen Ökonompater der Provinz, Jan Gruszka SJ geflogen.
Der Kultus des Gottesdieners Pater Jan Beyzym war seit langer Zeit, besonders in Krakau sehr lebhaft. Der Pater Drazek hat die Freundengesellschaft der Leprakranken Namen der Künftigen Seligen gegründet. Die Menschen haben sich in der Basilika der Heiligen Herzens Jesu gesammelt um zu seiner Seligsprechung zu beten und sein Werk zu propagieren.
Von dort aus ist 1896 Pater Beyzym nach Madagaskar gefahren. In der Kirche würden auch Vorbereitungen zum Empfang der Reliquien getroffen. Hier sollten sie ruhen. Der krakauer Kardinal Franciszek Macharski hat auch auf dieses Ereignis gewartet.

P. Mieczysław Kożuch SJ

DIE REISE NACH MADAGASKAR

Nach Madagaskar sind wir einige zehn Stunden via Frankfurt geflogen. Zuerst haben wir einen Klimaschock erlebt: bei uns hatten wir den Winter und dort einen hitzigen Sommer. Dann haben wir uns mit den frohen uns sympathischen Menschen getroffen. Auf Madagaskar haben wir einen armen Flughafen, einfache Wege, eine andere Welt gesehen. Wir haben bei der Jesuitengemeinschaft in Antananarivo in der Hauptstadt von Madagaskar gewohnt. Die Stadt liegt auf kleinen Hügeln, von denen es eine herrliche Aussicht auf die ganze Gegend gibt. Die Bäume und Sträucher, die wir in Polen vom Topfanbau kennen, wachsen dort überall in der Natur. Der Weihnachtsstern ist bei uns so populär in der wunderschönen Weihnachtszeit. Auf der Insel Madagaskar wächst er so wie der Flieder bei uns in Polen.
Nach einigen Tagen unseres Aufenthaltes in der Hauptstadt sind wir nach Marana etwa 400 km gefahren, wo der Pater Jan Beyzym das Krankenhaus für Leprakranke erbaut hat, wo er gearbeitet hat und wegen Erschöpfung gestorben ist. Dort hat er sich auf dem Friedhof, zusammen mit seinen "Küken" geruht, wie er seine Schützlinge genannt hat. Es ist nicht leicht nach Marana zu kommen, denn es liegt weit von den Hauptwegen. Dieser Ort wurde gewählt, damit die Gesunden von den Leprakranken nicht angesteckt werden. Als der Papst Johannes Paul II. 1989 Madagaskar besucht hat, ist er nach Marana wegen Klima, schwerer Zufahrt und der Befürchtung, dass der Papst richtig nicht geschützt werden könnte, nicht gekommen. Der Hubschrauber mit dem Papst ist aber auf dem Rückweg über Marana geflogen und der Papst hat das Krankenhaus gesegnet.
In der Fianarantsoa-Region ist der Boden so rot, dass man den Eindruck hat, als ob man auf der gebrannten und gebrochenen Ziegel geht. Es wird dabei gesagt, dass der Boden so fruchtbar ist, dass sogar der darin gesteckte Spaten erblüht und Früchte bringt. Das Krankenhaus von dem Pater Jan Beyzym liegt am unteren Anhang des Berges Kianjasoa. Ein enger und krummer Weg führt dahin. Gleich am Weg, in einem duftenden Kiefergehölz steht ein kleines einstöckiges Häuschen. Dort hat unser Selige gelebt und gearbeitet. Im Erdgeschoss hatte er seine Werkstatt (er war doch sehr begabter Bildhauer) und im ersten Stock das Schlafzimmer. Wenn man das Häuschen ansieht, fühlt man, dass darin der Schutzengel, Wächter, Vater, ein guter Mensch gewohnt hat, der ständig Wache gehalten hat ...
Der Pater Jan Tritz, französischer Jesuit, der damalige Seelsorge des Krankenhauses hat uns begrüßt. Er war froh, aktiv und hat ähnlich wie der Missionar aus Polen seine Schützlinge geliebt. Er war auch für die Vorbereitungen zur Exhumierungsfeier verantwortlich. Wir haben uns auch mit den Schwestern des Hl. Josef getroffen, die heroisch von Anfang an unseren Seligen in seiner Mühe für die Leprakranken unterstützt haben.

P. Mieczysław Kożuch SJ

DIE EXHUMIERUNGSFEIERLICHKEITEN

Auf der Insel Madagaskar wird die Zeit anders gezählt. Die Zeit ist eine Gabe, die in Fülle und ganzer Ruhe genutzt wird. Die Menschen sind dort „in der Zeit“. Die Zeit führt sie. Sie manipulieren mit der Zeit nicht, um daraus am meisten für sich selbst zu bekommen. So war es mit der Exhumierungsfeier.
Die Menschen in Madagaskar leben (sich) irgendwie mit den Knochen ihrer Nächsten zusammen. Wenn jemand stirbt, tragen sie ihn „in den Königsgarten“, manchmal aus sehr entfernten Ortschaften. Die Leiche wird mit den Steinen belegt und liegt dort einige Jahre.
Dann werden die Knochen des Verstorbenen gewaschen und schön geschmückt. Mit Freude werden sie dann zur Familie zurückgetragen und sie liegen dann für ewig neben dem Haus. Oft sind die Grabmäler reiche als die Wohnhäuser. Es ist leicht zu unterscheiden wer Christ oder Animist ist, den die Gläubigen stellen auf die Grabmäler die Kreuze auf.
Die Exhumierung von Pater Beyzym war in die Atmosphäre der Freude einkomponiert – wegen des Wiedersehens und Treffens mit dem Pater Beyzym beim Entdecken seiner Knochen. Sie wurden sehr ruhig entdeckt. Als sie erschienen waren, waren sie rot wie der Boden. Sie wurden mit Hochachtung auf eine Stelle gelegt. Wir haben auf den Schädel gewartet. Die Maler interessieren sich gerade am meisten für die Gestalt des Schädels, wenn sie das Porträt eines Menschen malen wollen. Der Arbeiter, der bei der Exhumierung beschäftigt war, hat den Schädel von Pater Beyzym mit Hochachtung in die Hände genommen. Nach einem Augenblick ist der Schädel in seinen Händen zerfallen.
Der erwähnte Pater Tritz hat zwei Särglein vorbereitet. Das eine für die Hauptreliquien und das andere für die, die wir nach Polen mitgenommen sollten. Beide waren aus Palisander. Sie waren schön geschnitzt. Das Särglein sollte in einem Marmorsarkophag in der Kapelle ruhen, die der Selige erbaut hat. Das zweite Särglein, das nach Polen fliegen sollte, sollte im zweiten Pfeile des rechten Schiffes in der Basilika des Heiligen Herzen Jesu an der Kopernikstr. 26 in Krakau ruhen.
Die Hl. Messe, die an demselben Tag am Nachmittag zelebriert wurde, hat ein paar Stunden gedauert. Es ist schwer festzustellen wie lange. Das war ein großer Ausdruck der Dankbarkeit und Freude für den Menschen, der solch ein großes Herz hatte und der sein Herz „den Ärmsten von den Ärmsten“ geschenkt hat. In Madagaskar war damals der Sommeranfang (der Beginn der Regenzeit), die Natur hat diese Freude mit der Schönheit der blühenden Blumen und der Duft der Pinienbäume und Kiefer ergänzt. Die Eucharistie hat der einheimische Erzbischof, der Madagasse, zelebriert.

P. Mieczysław Kożuch SJ

DIE RÜCKREISE NACH POLEN

Wir haben nachgedacht, was für einen Knochenteil wir nach Polen bringen sollten. Wir haben uns für die Knochen der rechten Hand entschieden. Die rechte Hand des Seligen Paters Beyzym hat so viel für die Einheimischen gearbeitet, sie hat reichlich die Kommunion verteilt und andere Sakramente gespendet, sie hat tüchtig arbeiten gelehrt, sie hat gepflegt und sie hat einfach heldenmütig geliebt.
Große Schwierigkeiten hatten wir bei der Ausfuhr der Reliquien aus Madagaskar. Wir mussten die Ausfuhrbewilligung beim Sanitätsoberinspektor bescheinigen lassen, denn es gibt ohne seine Genehmigung das Ausfuhrverbot für die Knochen. Wir und er waren müde, bevor wir diese Genehmigung bekommen haben. Wir hatten wenig Zeit vor dem Abflug. Die Motivierungen sind immer schwer zu erkennen. Es war unbekannt, ob die langsame Arbeit des Inspektors oder andere Ursachen dazu beigetragen haben. Wir haben eine Ordensschwester gebeten uns auf den Flughafen zu begleiten. Die Zollbehörden haben sich mehr für die Edelsteine als für das Reliquienkästchen des Seligen interessiert. Der Erzbischof in Antananarivo hat uns das entsprechende Dokument ausgestellt, das den Inhalt des Kästchens bestätigt hat.
Das Reliquienkästchen hatten wir einige Wochen in unserem Gemeindehaus in Mały Rynek 8, in Krakau. Endlich ist der begehrte Tag gekommen: die Einführung der Reliquien in die Basilika des Heiligen Herzens Jesu. Der Apostel der Leprakranken ist in die Kirche zurückgekehrt, aus der er vor fast hundert Jahren ausgefahren ist. Der Herr Kardinal Franciszek Macharski, als Krakauer Bischof hat den künftigen Seligen begrüßt. Er hat die feierliche Messe zelebriert und hat erlaubt die Reliquien in der Basilika an der Kopernikstraße zu ruhen lassen. Der Zelebrant und alle Teilnehmer der Messe wurden aus Anlass der Rückkehr des heiligen Missionars sehr gerührt.

P. Mieczysław Kożuch SJ